Mein Capri

Es gibt zwei Capris, sage ich immer. Das der Tagestouristen, manchmal sind es bis zu 15 000. Und das leise, langsame, das wahre Capri. Frühmorgens, wenn die Insel noch schläft, drehe ich mit meinem Hund Dries oft eine Runde durch die Augustusgärten, die der deutsche Industrielle Friedrich Alfred Krupp Anfang des 20. Jahrhunderts angelegt hat. Vom Meer höre ich die Möwen kreischen, auf der nahen Piazzetta schlagen die Glocken des Torre dell’Orologio. Die Luft ist schwer vom Duft des Jasmins, der Ginster und Geranien, Zitronen und wilden Kräuter.

Wenn noch Zeit ist, gehen wir den Weg Le Calanche rauf zur Villa Jovis, die auf einer Steilküste thront. Dort stehe ich, blicke auf den Golf von Neapel, Vesuv, Procida und Ischia am Horizont – von hier aus hat Tiberius das Römische Reich regiert. Und ...